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Berichte

Mai 2016: BN-Vorsitzender Hubert Weiger ehrt verdiente Mitglieder

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern (BN) und des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) überreicht goldenes bzw. silbernes Ehrenabzeichen an Michael Held und Heike Dülfer bei der Jahresversammlung der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau in der Bauhütte

Perlesreut. Der Vorsitzende Dr. Peter Mayer vom BN-Kreisgruppe FRG konnte weit über fünfzig Anwesende, davon eine ganze Reihe von Ehrengästen begrüßen. Die Reihenfolge hat keine Gewichtung, wie er betonte. So waren zur Jahresversammlung gekommen: Renate Cerny, stellvertretende Landrätin des Landkreises Freyung-Grafenau, Alexander Muthmann, MdL, Sandra Prent, Kreisrätin, Hans Madl-Deinhart, Kreisrat, Bürgermeisterin Margot Fenzl, Gemeinde Haidmühle (mit Vertretern des Gemeinderats: Traudl Kölbl und Martin Zellner), Bürgermeister Manfred Eibl, Markt Perlesreut, als Hausherr, Bürgermeister Max Köberl, Gemeinde Ringelai, Gudula Lermer, Forstbetriebsleiterin Neureichenau, Bayerische Staatsforsten, Dr. Sebastian Pauli, Vorsitzender des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung, Michael Sellner, Vorsitzender Kulturlandschaftsmuseum, Wolfgang Reichenberger, Vorsitzender Landesbund für Vogelschutz FRG, Erich Völk, Ehrenvorsitzender Landesbund für Vogelschutz FRG, Stefan Poost, Ilztalbetreuer Naturpark Bayerischer Wald, Norbert Ranzinger, Vorsitzender Wolfsteiner Jägerschaft, RichardSchmalzl, Vorsitzender Grafenauer Jägerschaft, Michael Grapentin, Waldbesitzervereinigung FRG, Corinna Ullrich vom Projekt Ökomodellregion Ilzer Land, Karl Haberzettl, Vorsitzender der Kreisgruppe Passau, Bund Naturschutz (mit einer Abordnung).

Peter Mayer stellte die neue Leiterin der BN-KG-Geschäftsstelle Christiane Grapetin vor, die die Moderation der Versammlung übernahm. Sie löste Heike Dülfer, die aus Altersgründen ausgeschieden war, ab. Auf die Bedürfnisse der neuen Geschäftsstellenleiterin (zwei kleine Kinder) war der Umzug der Geschäftsstelle von Schönberg nach Perlesreut mit einem kleinen Büro in die Bauhütte ausgerichtet.Den Kassenbericht trug Heike Dülfer vor. Als Kassenprüfer fungierte Sebastian Schlutz. Er attestierte der Vorstandschaft eine ordentliche Buchführung und hatte keinerlei Beanstandungen. Der Vorstandschaft wurde die Entlastung durch die Mitglieder einstimmig erteilt.Zwischenzeitlich war Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V., Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eingetroffen (Stau bei Deggendorf).

Bürgermeister Eibl wertete in seinem Grußwort das Engagement der KG FRG, die Erfolge, den Grundgedanken auf Nachhaltigkeit, der heute selbstverständlich ist, obwohl unterschiedlichste Interessen aufeinandergeprallt waren. Auch in den kommunalen Gremien hatte der BN Gehör gefunden, bewirkte auch die Einstellungsänderung vieler Menschen zur Schonung der Umwelt. Mit der Etablierung der Ökomodellregion hat die Gemeinde ein Zeichen gesetzt, stellte Eibl fest. Renate Cerny, stellvertretende Landrätin, grüßte und gratulierte auch im Namen des Landrats. Sie bezeichnete Peter Mayer, den Vorsitzendenals ein wichtiges Bindeglied für „Licht und Schatten“. Sie dankte für den Schutz der Landschaft und wünschte sich noch mehr Kooperation zwischen Naturschutz, Kommune und Landwirtschaft.

In seinem Tätigkeitsbericht ging  Peter Mayer auf die verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen des BN/Bund Hauptverbandes mit einer Fotopräsentation ein. Im August 15 fand die Pressefahrt von „Grünes Band Europas“ mit Treffen der Nationalparkleiter ŠUMAVA und Bayer.Wald mit Führung im Nationalpark Bayer. Wald statt. Weiter berichtete Mayer: Vorstellung der jahrzehntelangen naturschonenden Entwicklung der Gemeinde Haidmühle; mit der daraus resultierenden Krönung, der Verleihung des Bund-Zertifikats „erste Modellgemeinde am Grünen Band Europas“ (Nov.15) und der Aufstellung der Glasarche (April 16). Exkursion des BN-Landesbeirats in den Nationalpark Bayer. Wald (Okt. 15).Die organisatorische Aufarbeitung eines wertvollen BN-Grundstücksund Einigung mit den Beteiligten am „Kißlingerhang“. Auch informierte er die Anwesenden über die vereinsübergreifende Zusammenarbeit mit der Jägerschaft, LBV, Bayer. Staatsforsten. Ferner wurden diverse grenzüberschreitende Veranstaltungen in CZ (atomare Endlagerung im April 16) wahrgenommen. Er berichtete über die Debatte „Windkraft-Vorranggebiet am Wagensonnriegel“;darüber hinaus über die Begegnung und konstruktive Auseinandersetzung der Kreisgruppe mit Befürwortern und Gegner vor Ort. Aus Naturschutzgründen wurde der Standort letztendlich vom BN-Hauptverband abgelehnt.Weiter berichtete Mayer über die Teilnahme der Großdemonstrationen gegen TIPP (Berlin Okt.15) und CETA.Einen Rückblick gab der Vorsitzende des BN-Sommerfestes in Haidmühle und sprach gleichzeitig dieEinladung für das diesjährige Sommerfest am 17.07. aus.

Von dem diplomiertenBiologen Karel Klein wurden mit Fotodokumentationen Biber-Aktivitäten auf BN-Flächen gezeigt. Klein veranschaulichte den Zuhörern, dass z.B. ein ca. 20 ha großer Flächenbesitz, der dem Biber als Lebensraum dient, nicht mehr gepflegt werdenmuss, weil der Biber das erledigt. Er bringt den Wasserhaushalt wieder in Ordnung und ist somit wesentlich billiger als Polder.Der Wasserschutz beginnt bereits hier und nicht erst in Passau. Er referierte auch über Stellungnahmen zu Straßenbau, Gewerbe-und Baugebieten und zeigte auch die wertvollen BN-Flächen im Überblick auf.

Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V., Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ging in seiner Festrede auf den Landkreis Freyung-Grafenau ein. Der BN hatte den Flächen-Ankaufsschwerpunkt auf diesen Landkreis gesetzt, zur Erhaltung wertvoller Grundstücke (Grünes Band Europa; Karel Klein hatte dies auch sehr deutlich gezeigt). Dies geschah mit Spendengeldern aus ganz Deutschland und Unterstützung durch Fördergelder wie Weiger betonte. In den letzten Jahrzehnten sei viel erreicht worden. So lobte er „unsere Gemeinde Haidmühle“, die nicht glaubhaft protestierte bei NATURA 2000. Haidmühle hatte es als Chance gesehen. Von ihm selbst wird diese Gemeinde landauf und landab als Beispielgemeinde gelobt und gepreist. „Unsere Haidmühler“ von Weiger an die Anwesenden (Bgmin. Margot Fenzl und Begleitung)  im Saal gewandt: Naturschutz muss auch von der eigenen Bevölkerung erkannt werden, sich auf eigene Potentiale besinnen und das in Wert zu setzen, was vorhanden ist, und nicht dem nachtrauern, was sie nie erreichen wird.

Weiter fährt der Vorsitzende fort: “Bayern ist das waldreichste Bundesland und hatte keinen eigenen Lehrstuhl für Holzarchitektur. Holzbau müsste eigentlich an erster Stelle und prägendfür Bayern sein.“ Er forderte auf, sorgsam mit der Landschaft umgehen! Intelligente Konzepte entwickeln und in Menschen investieren. Vorbild ist für Hubert Weiger Österreich, hier der Bregenzer Wald, als Europäische Modellregion. Er meinte, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, verschiedene Ressourcen zusammenbringen. Die Zeit des realen Klimawandels ist angebrochen, ersichtlich an den Warnlampen der Natur. Drei Dinge seien es: Begrenzter Lebensraum, Knappheit der Ressourcen (Boden, Wasser etc.), modernste Sklavenhaltung der LKW-Fahrer und in der industrialisierten Landwirtschaft (Futtermittelimporte, Groß-Schweineschlachtung) zu Lasten der Umwelt mit Zerstörung aller regionalen Strukturen. Der niedrige Milchpreis, der hier besonders betroffen ist, erfordert das Eingreifen der Bundespolitik. Die Michviehhaltung als Bollwerk der Bayer. Landwirtschaft wird systematisch kaputt gemacht. Weiger fordert: „Der Prozess muss gestoppt werden! Die Ursachen müssen gelöst werden.“ Der BN sei für einen fairen Handel, für die Existenz mit Klima- und Bodenschutz. Auch sieht er die Gefahr der Liberalisierung der Wasserversorgung. Für den Vorsitzenden Weiger sind es gemeinsame riesige Sorgen. Fazit: Der BN muss auf vielen Feldern tätig sein.

Besonders freute es Prof. Dr. Hubert Weiger, dass er Michael Held, der sich für naturnahe Waldwirtschaft eingesetzt hatte, ehren durfte. Held verkörperte das, was sich der BNS vorstellt. Die Grundpositionierung zum Wald. Hubert Weiger überreichte an Michael Held das goldene Ehrenabzeichen für seine Verdienste.In seiner Laudatio auf Michael Held hieß es: Michael Held trat nach Abschluss seines Studiums der Forstwissenschaften (1978) in den BN ein, aufgeschreckt durch das Waldsterben und überzeugt von den Argumenten der Antiatomkraftbewegung. Er bekleidete mehrere Ehrenämter im Naturschutz: Mitbegründer der Ortsgruppe Waldkirchen, Naturschutzbeirat des LKrs.FRG, Vorstandsmitglied im Verein „Pro Nationalpark“, Fachbeirat des Nationalparks Bayerischer Wald, seit 2010 bis heute im Naturschutzbeirat der Regierung von Niederbayern.

Beruflicher Werdegang: von 1990-2002 stellvertr. Chef des Nationalparks Bayerischer Wald. Danach Dienststellenleiter staatl. Forstamt Neureichenau, von 2005-2015 (Pensionierung) Betriebsleiter der BaySF (für 4 ehemalige Forstämter verantwortlich).

Würdigung: Der geschilderte berufliche Werdegang führte schon früh zu einer Erweiterung des Blickwinkels hin auf den Prozessschutz: Waldwirtschaft soll und darf sich an den natürlichen Waldabläufen orientieren mit nutzungsfreien Flächen.

Michel Held hat sich als Betriebsleiter der BaySF aktiv für Biotopverbessernde Maßnahmen im Staatsforst eingesetzt (Moorrenaturierung, Raufußhühner, Waldbirkenmaus, Habichtskauzansiedlung). Held ist wegen seines Wohnsitzes mittlerweile Mitglied der KG Passau. Michael Held bedankt sich sehr herzlich mit einer kurzen Ansprache für seine unerwartete Ehrung.

Heike Dülfer wurde für ihren langjährigen Einsatz und ihr herausragendes Engagement für den Natur- und Umweltschutz im Landkreis Freyung-Grafenau, als Ansprechpartnerin für den BN Landesverband und durch ihre verschiedenen Funktionen bei der Kreisgruppe, als Leiterin der Geschäftsstelle, als Mitglied des Kreisvorstands und zweitweise die zentrale Anlaufstelle und Koordinatorin der Aktivitäten des BN in dem wichtigen Naturraum des Bayerischen Waldes von Hubert Weiger, dem Vorsitzenden,mit dem silbernen Ehrenabzeichen gewürdigt. Für diese Ehrung und Würdigung bedankte sich Heike Dülfer herzlich.

Zur Würdigung der Geehrten und der hochrangigen Festgäste wurde zu einem kleinen Imbiss/Getränk in den Gewölbekeller geladen. Hier fand die Versammlung bei harmonischen Fachgesprächen und einem gemütlichen Beisammensein ihren Ausklang. (Text: Marianne Lechner)

Fotos: Lechner