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Berichte

BN besichtigt die künftige Bauhütte

Gemeinsam gegen den Leerstand im Ortsinneren

ILE Ilzer Land führt Bund-Naturschutz-Gruppe durch Perlesreut

 

„Warum lädt der Bund Naturschutz zu einer Führung „Innenentwicklung im Ort Perlesreut“ ein?“: Nach der Begrüßung der Teilnehmer zur Bund Naturschutz-Veranstaltung stellte die Kreisgeschäftsstellenleiterin der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau Heike Dülfer selbst diese Frage. Die ILE Ilzer Land - die „integrierte ländliche Entwicklung“ der acht Ilz-Anlieger-Gemeinden - verfolge der Bund Naturschutz mit großem Interesse und Zufriedenheit, sagte sie. „Viele Ziele der ILE sind auch satzungsgemäße Ziele unseres Naturschutzverbandes“ bestätigte auch Wildbiologe Karel Kleijn, Vorstandsmitglied in der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau: Die Wiederbelebung einer Ortsmitte mache neue Einkaufsmärkte „auf der Grünen Wiese“ überflüssig. Die Schaffung von modernen Wohnungsangeboten im Ortskern steigere die Attraktivität des Ortszentrums und verhindere weitere Zersiedelung der Landschaft, und ganz wichtig ist dem BN auch die Ausweisung gemeinsamer zentraler Gewerbegebiete der Gemeinden.

Gabriele Bergmann, Projektkoordinatorin im Ilzer Land e.V., zuständig für die Innenentwicklung und das Marketing in der ILE, führte die Gruppe durch den Marktbereich von Perlesreut und berichtete über die Aktivitäten. Sie gliedern sich in Beratung und Unterstützung von Eigentümern/Investoren bei der Suche nach neuen Nutzungsmöglichkeiten, die Entwicklung von Ideen und Konzepten gemeinsam mit den Beteiligten, die Koordination des Projekts und der Zusammenarbeit von Fördergebern (Regierung von Niederbayern, Amt für Ländliche Entwicklung), Kommunen, Banken und Architekten sowie Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung in der Region für die Thematik.

Bergmann äußerte sich zur Notwendigkeit des Aufgabenbereichs, der sich aus der Veränderung der Ortszentren in unserem Ländlichen Raum und den daraus resultierenden Folgen ergäbe. Diese hätten mit Verödung, Leerständen und dem Wegzug von Bewohnern und Geschäften zu kämpfen. Die Ursachen seien vielfältig, so die Projektkoordinatorin: Bevölkerungsabnahme durch die Sogwirkung der Metropolregionen auf Unternehmen und junge Leute, die proportionale Zunahme der weniger mobilen Senioren, aber auch Fehler der Vergangenheit in der Bauleitplanung, wie Ausweisung von Gewerbeflächen auf der "grünen Wiese" und nicht verwertbare Baugebiete sind nur ein paar Punkte, die in diesem Zusammenhang auftauchen.

Zielsetzung des Handlungsfeldes Innenentwicklung ist es, die Attraktivität der Ortskerne zu steigern und auf Dauer neu zu beleben. Voraussetzung für ein erfolgreiches Gelingen sind zum einen die Bereitschaft von Gebäudeeigentümern, ihre Leerstände oder Teilleerstände zu beseitigen und die Gebäude wieder "auf Vordermann" bringen zu wollen. Auch Werbegemeinschaften, Gemeindeentwicklungsvereine und Geschäftsleute in den Zentren engagieren sich und entwickeln gemeinsam neue Ideen, um die Bevölkerung wieder für ihr Ortszentrum zu begeistern. Der Erfolg ist am Perlesreuter Marktplatz zu sehen. Die meisten Markthäuser sehen bereits gepflegt und attraktiv aus. Es gibt nur noch einige wenige leere Schaufenster am Perlesreuter Marktplatz.

Einzigartig ist das Konzept der Zusammenarbeit verschiedener Behörden und Projektpartner, die es in dieser Konstellation so noch nicht gegeben hat. Die Regierung von Niederbayern, Abteilung Städtebau, und das Amt für Ländliche Entwicklung arbeiten auf Augenhöhe und intensiv zusammen, die Banken in der Region verpflichteten sich für die Unterstützung des Handlungsfeldes aus Verantwortung für die Region, Architekten können für Beratung und Planung hinzugezogen werden und ihre Leistung wird gefördert. Da liegen die Vorteile und der Nutzen für Investoren auf der Hand.

Ganz wichtig sei Gabriele Bergmann die Bewusstseinsbildung in der Region, und deshalb nehme sie sich gern die Zeit am Wochenende, um den Interessierten die bisherigen Erfolge zu zeigen: Das Friseurhaus am Marktplatz habe den Renovierungspreis zugesprochen bekommen, auch andere benachbarte Gebäude konnten ortsverschönernd gestaltet werden. Dafür stellt die Gemeinde Zuschüsse zur Verfügung, die örtlichen Banken bieten ggf. günstige Darlehen. Ein ganz besonderes Projekt zur Stärkung der Attraktivität des Ortes stellte Andreas Schmöller, der leitende Architekt des Projektes „Bauhütte“, persönlich vor. Es ist das denkmalgeschützte Haus Nr.11 am Marktplatz, das wie viele andere früher ein stattliches Bauernhaus mit landwirtschaftlichen Nebengebäuden „hintenhinaus“ war.

Die hinteren Nebengebäude sind bereits abgerissen und machen einem modernen Wohnungsbau mit vier oder fünf Ebenen Platz. Der ursprüngliche Innenhof mit den typischen Arkaden aus Holz wird die beiden Gebäude, das sanierte Vorderhaus und das neue Wohnhaus hinten verbinden. Zum Marktplatz und im Durchgang zum Rückgebäude sollen sich die traditionellen Fensterarten beispielhaft für mustergültige Sanierung zeigen. Auf den zwei Ebenen des Bauhütte-Hauses werden viele Beispiele für Sanierung und Erhaltung alter Bauweisen zu besichtigen sein. Eine Bibliothek für alte sowie moderne Bauhandwerkstechniken aber auch persönliche Beratung regionaler Fachkräfte sollen in der Bauhütte angeboten werden. (grc)